Bluthochdruck bei Kindern: Symptome und Informationen
Das Kompetenzzentrum für Kardiologie informiert: Erhöhter Blutdruck - Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen
Definition von erhöhtem Blutdruck - Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen
Der Kardiologe unterscheidet bei einem erhöhten Blutdruck (Hypertonie) zwischen einer primären (essentiellen) und einer sekundären Hypertonie. Immer mehr junge Menschen leiden an erhöhtem Blutdruck (Hypertonie). Laut dem Bundesverband der Kinder- und Jugendärzte sind ungefähr vier Prozent der Kindergartenkinder und zehn Prozent der Schulkinder hiervon betroffen. Bluthochdruck bei jungen Menschen ist eine ernstzunehmende Erkrankung. Sie beschädigt die Gefäßwände und kann schwerwiegende Konsequenzen haben. Wenn sie nicht rechtzeitig vom Kardiologen erkannt und therapiert wird, können bereits im frühen Erwachsenenalter Arterienverkalkung, Herzinfarkt, Schlaganfall oder Niereninsuffizienz entstehen. Zusätzlich ist mit einer geringeren Lebenserwartung zu rechnen. Bis zum vierten Geburtstag wird der Blutdruck von Kindern zweimal im Rahmen der Vorsorgeuntersuchungen gemessen.
Der Blutdruck indiziert, mit welchem Druck das Blut durch die Arterien der Kinder fließt. Normalerweise wird er als Zahlenpaar aus maximalem (systolischem) und minimalem (diastolischem) Wert angegeben. Die Messung erfolgt am Oberarm des Kindes oder Jugendlichen in der Einheit Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg). Dabei sollte das Kind oder der Jugendliche möglichst entspannt sein. Der obere (systolische) Wert zeigt den höchsten Druck in den Blutgefäßen an. Dieser entsteht, wenn sich das Herz zusammenzieht (Kontraktion) und das Blut in die Arterien befördert. Danach entspannt sich das Herz (Dilatation), wodurch der Druck sinkt. In dieser Phase wird der untere (diastolische) Wert ermittelt.
Bei Kindern ist der Blutdruck geringer als bei Erwachsenen. Er variiert je nach Alter, Geschlecht und Körpergröße. Darüber hinaus ist der Blutdruck bei Kindern nicht stabil, sondern unterliegt Schwankungen, beispielsweise während der Nachtruhe, bei körperlicher Aktivität oder aufgrund der psychischen Verfassung. Bei den Messungen orientieren sich die Kardiologen an den Werten der Deutschen Hochdruckliga:
| Alter | Normal | Hochnormal | Bluthochdruck |
|---|---|---|---|
| 12 Jahre | |||
| sys. | < 120 mm Hg | 120-125 mm Hg | > 125 mm Hg |
| dia. | < 75 mm Hg | 75-80 mm Hg | > 80 mm Hg |
| 16 Jahre | |||
| sys. | < 125 mm Hg | 125-135 mm Hg | > 135 mm Hg |
| dia. | < 80 mm Hg | 80-85 mm Hg | > 85 mm Hg |
| 18 Jahre | |||
| sys. | < 130 mm Hg | 130-140 mm Hg | > 140 mm Hg |
| dia. | < 85 mm Hg | 85-90 mm Hg | > 90 mm Hg |
Wenn einer der beiden Grenzwerte überschritten wird, sprechen die Kardiologen von Bluthochdruck (Hypertonie) bei Kindern und Jugendlichen.
Synonyme und verwandte Begriffe
Hypertensive Krise, Hypertensiver Notfall, Essenzielle Hypertonie, Hypertonus, chronische Erhöhung des Blutdrucks, Enzephalopathie
Englisch: hypertension, blood pressure of children
Überblick über erhöhten Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen
Wie bei Erwachsenen wird Bluthochdruck (Hypertonie) bei Kindern und Jugendlichen meist zufällig vom Kardiologen festgestellt, da anfangs keine Beschwerden oder Schmerzen auftreten. Sollten Sie bei Ihrem Kind folgende Symptome beobachten, sollten Sie unverzüglich einen Facharzt für Kardiologie aufsuchen:
- Häufige Kopfschmerzen
- Schwindelgefühl
- Nasenbluten
- Engegefühl
- Schlafprobleme
- Starke Übelkeit und Erbrechen
- Nervosität
- Gleichgewichtsstörungen
Ursachen der Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen
Das Ausmaß der Erkrankung kann der Kardiologe bestimmen. Er berät Sie als Eltern, was Sie bei erhöhtem Blutdruck Ihres Kindes selbst unternehmen können. Bluthochdruck (Hypertonie) bei Kindern und Jugendlichen hat selten organische Ursachen. Wenn jedoch eine Nieren- oder Herzerkrankung vorliegt, kann der Blutdruck bei Kindern ansteigen. In diesem Fall spricht der Kardiologe von sekundärer Hypertonie. In circa 85 bis 95 Prozent der Fälle liegt jedoch eine primäre (essentielle) Hypertonie vor. Diese hat keine physischen Ursachen und ist nicht auf eine andere Krankheit zurückzuführen. Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und eine Zuckerstoffwechselstörung (Diabetes mellitus) können zu Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen führen. Seit einiger Zeit ist aber bekannt, dass Substanzen, die zur Behandlung des Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätssyndroms (ADHS) eingesetzt werden, wie Methylphenidat (Ritalin) oder Atomoxetin (Strattera), bei achtzig Prozent der Patienten die Nebenwirkung erhöhten Blutdruck verursachen.
Was Sie selbst bei Bluthochdruck - Hypertonie bei Kindern und Jugendlichen tun können
Da Übergewicht, erhöhte Blutfettwerte und Diabetes mellitus die Hauptgründe für Bluthochdruck (Hypertonie) bei Kindern und Jugendlichen sind, raten Kardiologen, das Gewicht zu reduzieren, sich gesund zu ernähren und Ausdauersport zu betreiben. Folgende Aspekte sind wichtig:
- Fettreduzierte Ernährung
- Salzarme Ernährung
- Radfahren
- Nordic Walking
- Schwimmen
- Joggen
Ein Ausdauertraining von einer halben Stunde täglich kann den Blutdruck bei Kindern und Jugendlichen um vier bis neun mm Hg senken. Die Kardiologen empfehlen, den Blutdruck Ihres Kindes regelmäßig kontrollieren zu lassen und ein Blutdruckprotokoll zu führen.
Unterstützung durch den Spezialisten
Abhängig von der spezifischen Symptomatik kann im Anschluss an ein Gespräch mit Ihrem Arzt eine detailliertere Diagnostik bei unterschiedlichen Fachmedizinern erfolgen. Dazu zählen:
- Kardiologen
- Internisten
- Nephrologen
- Angiologen
- Pädiater
Was Sie bei Ihrem Kardiologen erwartet?
Vor Beginn einer Untersuchung durch Ihren Kardiologen findet ein einleitendes Gespräch (Anamnese) über die aktuellen Beschwerden Ihres Kindes statt. Dabei wird er Sie auch zu früheren Beschwerden und möglicherweise bestehenden Erkrankungen befragen.
Sie können mit folgenden Fragen rechnen:
- Seit wann bestehen die Symptome?
- Können Sie die Symptome genau beschreiben und gegebenenfalls lokalisieren?
- Haben sich die Symptome im Laufe der Zeit verändert?
- Leidet Ihr Kind unter zusätzlichen Symptomen wie beispielsweise Atemnot, Schmerzen im Brustbereich, Schwindel
- Hat Ihr Kind bereits früher darunter gelitten, und gibt es ähnliche Fälle in der Familie?
- Liegen derzeit Vorerkrankungen oder Erbkrankheiten vor, und werden diese behandelt?
- Nimmt Ihr Kind derzeit Medikamente ein?
- Sind Ihnen Allergien bekannt?
- Ist Ihr Kind im Alltag Stresssituationen ausgesetzt?
Welche Medikamente nimmt Ihr Kind regelmäßig?
Ihr Kardiologe benötigt eine Übersicht der Medikamente, die Ihr Kind regelmäßig einnimmt. Erstellen Sie bereits vor dem Termin beim Kardiologen eine Tabelle mit den Medikamenten, die es einnimmt. Eine Vorlage für die Übersicht finden Sie hier.
Untersuchungen (Diagnostik) durch den Kardiologen in Berlin
Basierend auf der in der Anamnese erhobenen Symptomatik und dem aktuellen Zustand Ihres Kindes kann der Kardiologe nun folgende Diagnostik durchführen:
- Wiederholte Blutdruckmessungen im Liegen und Stehen
- 24-Stunden-Blutdruckmessung
- Blut- und Urinuntersuchungen (u.a. Cholesterin, Blutzucker, Hormonabbauprodukte, Harnsäure)
- Erhebung der Krankengeschichte der Familie
- Ultraschall, EKG
Behandlungen (Therapie)
Ihr Kardiologe wird Sie als Eltern ausführlich über die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten (Therapie) für Ihr Kind informieren. Eine medikamentöse Therapie ist bei Kindern und Jugendlichen kompliziert, da viele blutdrucksenkende Medikamente für diese Altersgruppe nicht zugelassen sind. Die Kardiologen empfehlen zunächst eine nichtmedikamentöse Therapie, insbesondere Gewichtsreduktion und mehr Bewegung. Wie bei Erwachsenen sinkt auch bei Kindern und Jugendlichen der Blutdruck um circa eins mm Hg pro Kilogramm Gewichtsverlust. Wenn die nichtmedikamentöse Therapie nicht ausreicht, um den Bluthochdruck bei Kindern zu senken, wird der behandelnde Kardiologe blutdrucksenkende Medikamente verschreiben. Dazu gehören:
- ACE-Hemmer
- Angiotensin-I-Rezeptorblocker
- Kalziumkanalblocker
- Betablocker
Vorbeugung (Prophylaxe, Prävention)
Die beste Vorbeugung (Prävention) ist bei Kindern und Jugendlichen, ebenso wie bei Erwachsenen, ein gesunder Lebensstil, das heißt, eine gesunde Ernährung und ausreichend Bewegung. Kinder und Jugendliche, die regelmäßig Sport treiben und kein Übergewicht haben, tragen entscheidend dazu bei, dass ihr Blutdruck im Normalbereich bleibt.
Prognose
Die Kardiologen weisen darauf hin, dass es äußerst wichtig ist, Bluthochdruck bei Kindern und Jugendlichen frühzeitig zu behandeln. Wer es schafft, ihn auf einen normalen Wert zu senken, fördert die Gesundheit und erhöht die Lebenserwartung. Der Kardiologe rät daher, den Lebensstil anzupassen. Eltern sollten ihre Kinder dabei unterstützen.
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