Nebenhöhlenentzündung ohne Eiter
Rhinosinusitis (Entzündung der Nasennebenhöhlen)
Oftmals wird der Terminus Sinusitis gebraucht, welcher allerdings lediglich eine Entzündung der Nasennebenhöhlen, ohne die Nase selbst, kennzeichnet. In den meisten Fällen ist hierbei allerdings stets die Nasenschleimhaut (Rhinitis) ebenfalls betroffen. Aus diesem Grund ziehen zahlreiche Fachleute die Bezeichnung Rhinosinusitis vor.
Die chronische Rhinosinusitis: Definition und Entstehung
Der Ursprung liegt in der Regel bei einem gewöhnlichen Schnupfen, hervorgerufen durch Viren, aber gelegentlich auch durch Bakterien oder Pilze. Das vertraute Empfinden einer laufenden Nase und gleichzeitig anschwellender Schleimhäute ist vielen Menschen geläufig. Diese Schwellung und die erhöhte Viskosität des Nasensekrets blockieren indessen den Eintritt zu den Nasennebenhöhlen. Infolgedessen ist das Abfließen des sich in den Nebenhöhlen bildenden Sekrets über die sogenannten Ostien (Eingänge) nicht länger möglich. Dieses angestaute Sekret in den unzureichend belüfteten Nebenhöhlen bietet Krankheitserregern jedoch ideale Bedingungen zur Vermehrung, wodurch sich die Schleimhaut entzündet. Zumeist entsteht eine chronische Rhinosinusitis im Zeitverlauf infolge wiederholter, akuter Entzündungen der Nebenhöhlen.
Es existieren diverse Arten von Nasennebenhöhlen, welche von einer chronischen Rhinosinusitis (CRS) betroffen sein können:
- Maxillärhöhle (Kieferhöhle): Diese befindet sich lateral zur Nase und weist die höchste Befallsrate auf. Die medizinische Bezeichnung hierfür ist Sinusitis maxillaris.
- Frontalhöhle (Stirnhöhle): Ihre anatomische Lage ist oberhalb der Nase. Fachsprachlich wird sie als Sinusitis frontalis bezeichnet.
- Sphenoidhöhle (Keilbeinhöhle): Diese ist posterior zur Nase positioniert. Die fachliche Benennung lautet Sinusitis sphenoidalis.
- Ethmoid (Siebbein): Es ist im Bereich zwischen den Augen, hinter der Nase, angesiedelt. Mediziner sprechen hier von einer Sinusitis ethmoidalis. Insbesondere bei jungen Patienten ist das Siebbein überdurchschnittlich oft betroffen.
Eine Entzündung der einzelnen Nebenhöhlen ist isoliert möglich. Allerdings treten Infektionen gelegentlich auch simultan in mehreren dieser Höhlen auf. Die chronische Rhinosinusitis manifestiert sich überwiegend in der Kieferhöhle oder im Siebbein.
Verbreitung und Altersverteilung
Die akute Rhinosinusitis ist eine weit verbreitete Erkrankung in der Bevölkerung: Erwachsene erleben pro Jahr durchschnittlich zwei bis drei Infektionen der oberen Atemwege, während Kinder sogar sieben bis zehn solcher Ereignisse aufweisen können. In den meisten Fällen liegt eine virale Infektion zugrunde, wohingegen Bakterien lediglich in Ausnahmefällen als Verursacher der Symptome in Erscheinung treten. Manche Individuen entwickeln aus einer akuten Nebenhöhlenentzündung jedoch eine langanhaltende, chronische Form. Ungefähr eine von zwanzig Einwohnern der Schweiz ist von einer chronischen Rhinosinusitis betroffen; einige Experten beziffern diese Rate sogar auf 10 bis 15 % der gesamten Einwohnerschaft. Parallel dazu leiden Betroffene nicht selten an Asthma bronchiale. Des Weiteren kann die chronische Rhinosinusitis mit einer Intoleranz gegenüber Acetylsalicylsäure (ASS) assoziiert sein.
Chronische Rhinosinusitis: Auslöser und prädisponierende Faktoren
Sollten die Zugänge (Ostien) zu den Nasennebenhöhlen angeboren eng sein, erhöht dies das Risiko, an einer Rhinosinusitis zu erkranken. Ein kleinerer Durchgang verstopft umso einfacher durch Sekretansammlungen und Gewebeschwellungen. Solch eine Verlegung kann ebenso durch eine Septumdeviation (verkrümmte Nasenscheidewand) oder hypertrophierte Nasenmuscheln begünstigt werden. Weitere potenzielle Auslöser könnten Nasenpolypen oder das Vorhandensein eines Tumors darstellen.
Potenzielle Gründe für eine Persistenz der Rhinosinusitis
Prinzipiell besteht das Risiko einer Chronifizierung einer Nasennebenhöhlenentzündung, falls diese keine vollständige Heilung erfährt. Allergische Reaktionen, die mit persistierendem oder prolongiertem Schnupfen einhergehen, können ebenfalls als Ursache einer chronischen Rhinosinusitis fungieren, ebenso wie ein beeinträchtigtes Immunsystem. Eine Acetylsalicylsäure-Intoleranz ist ebenfalls als Risikofaktor zu berücksichtigen. Dennoch bleibt in diversen Fällen der exakte Grund für die Entwicklung einer chronischen Rhinosinusitis beim Individuum unergründet.
Akute Rhinosinusitis: Rolle von Infektionen und Druckdifferenzen
Der Beginn einer akuten Rhinosinusitis manifestiert sich initial als Schnupfen, wobei die Schleimhäute ihre Fähigkeit zur Abwehr von Pathogenen - seien es Viren oder Bakterien - einbüßen. Gelegentlich kommt es im Anschluss an eine virale Rhinosinusitis zu einer sekundären bakteriellen Superinfektion. Weniger häufig stellen Erreger aus Badegewässern, von dentalen Entzündungen ausgehende Infektionen oder während zahnärztlicher Eingriffe (Zahn-OP) eindringende Mikroorganismen die primäre Ursache dar. Ebenso vermögen sowohl ein allergisch bedingter Schnupfen als auch atmosphärische Druckveränderungen, wie sie beim Tauchen oder Fliegen auftreten, die Symptomatik hervorzurufen.
Die Symptomatik einer Nasennebenhöhlenentzündung
Transformiert sich ein gewöhnlicher Schnupfen in eine akute Nasennebenhöhlenentzündung, manifestiert sich dies üblicherweise durch die nachstehenden Symptome:
- Ein spürbarer Druck in der Stirnregion oder im Bereich des Kiefers
- Kopfschmerz, welcher sich besonders beim Bücken verstärkt
- Eine Beeinträchtigung des Riechvermögens.
Der Schmerz tritt zumeist lokalisiert auf, entsprechend der Position der betroffenen Nebenhöhle. Die Intensität der Schmerzen nimmt zu, sobald die erkrankte Person sich erhebt, springt oder sich nach vorne neigt. Selbst auf eine geringfügige Perkussion (leichtes Klopfen) reagiert die Nebenhöhle sensitiv. Bei Kindern ist dieses Druckgefühl oft weniger ausgeprägt als bei Erwachsenen. Im Falle einer chronischen Rhinosinusitis sind die Schmerzen jedoch in der Regel erheblich milder als bei einer akuten - mitunter können sie auch vollständig ausbleiben. Häufig manifestieren sich die Symptome bei der chronischen Variante lediglich unilateral (einseitig).
Charakteristisch für eine Rhinosinusitis ist ebenso das Beschaffenheit des Nasensekrets: Es beinhaltet eitriges Material, weshalb es eine gelb-grünliche Färbung und eine leicht zähflüssige Konsistenz aufweist. Parallel dazu kommt es zu einer Anschwellung der gesamten Nasenpassage, was bei den Patienten zu einer erschwerten Nasenatmung und einer Reduktion des Geruchssinns führt. Fieber, Otalgie (Ohrenschmerzen), produktiver Husten oder ein generelles Gefühl der Malaise (Abgeschlagenheit) können eine akute Rhinosinusitis häufig begleiten.
Diagnostik der Rhinosinusitis
Für uns ist von primärer Relevanz, die Dauer Ihrer Symptomatik zu eruieren. Dies ermöglicht uns eine differenzierte Abgrenzung zwischen einer akuten und einer chronischen Rhinosinusitis. Während der Untersuchung verfahren wir nach folgendem Schema:
- Perkussionstest (Klopftest): Mittels vorsichtiger Perkussion auf spezifische Gesichtsareale bestimmen wir, welche Nasennebenhöhlen involviert sind.
- Rhinoskopie: Eine endoskopische Untersuchung der Nase mittels Rhinoskop (Nasenspiegelung unter Verwendung eines kleinen Trichters) erlaubt uns einen Einblick in das Naseninnere.
- Endoskopie: Eine detailliertere Evaluation wird durch eine Endoskopie (innere Spiegelung) ermöglicht. Durch das vorsichtige Einführen eines Endoskops (bestehend aus Okular und Lichtquelle in einem schlanken Tubus) über die Nasengänge lässt sich visualisieren, ob die Zugänge zu den Nebenhöhlen obstruiert oder offen sind und ob ihre Dimensionen eventuell ungewöhnlich gering sind. Zudem wird ersichtlich, aus welcher spezifischen Nebenhöhle das Sekret präzise abgesondert wird. Oftmals wird in diesem Zuge direkt eine Gewebe- oder Sekretprobe entnommen. Dies gestattet uns die Identifizierung des kausalen Erregers der Entzündung sowie die zielgerichtete Verschreibung einer adäquaten Medikation. Gelegentlich wird die endoskopische Untersuchung auch pharyngeal (über den Rachenraum) durchgeführt.
Bildgebende Verfahren bei Rhinosinusitis: Sonographie und CT
Bei einem begründeten Verdacht auf eine chronische Rhinosinusitis greifen wir ergänzend auf bildgebende Verfahren wie die Sonographie (Ultraschall) oder die Computertomographie (CT) zurück. Diese Modalitäten ermöglichen uns den Ausschluss von Polypen oder neoplastischen Veränderungen (Tumoren) als zugrundeliegende Ursache der Symptomatik. Ferner lässt sich dadurch das Inflammationsausmaß (Entzündungsausmaß) präziser evaluieren. Vor allem präoperativ wird die CT eingesetzt, um den chirurgischen Eingriff optimal zu konzipieren.
Ausschließlich bei der Annahme, dass andere medizinische Konditionen die Ursache für die chronische Rhinosinusitis darstellen, empfehlen wir weiterführende Untersuchungen wie eine Blutanalyse, einen Allergietest oder eine zahnärztliche Kontrolle. In einigen Fällen kommt auch die Magnetresonanztomographie (MRT) zum Einsatz.
Prävention einer chronischen Rhinosinusitis
Zur Prävention einer Rhinosinusitis ist es ratsam, sich während einer respiratorischen Infektion (Atemwegsinfektion) besonders zu schonen. Erst nach dem vollständigen Abklingen der letzten Krankheitssymptome und wenn Sie sich vollends genesen fühlen, ist es angeraten, sportliche Aktivitäten oder andere anstrengende Aufgaben wieder aufzunehmen. Die Nasenschleimhäute können während eines grippalen Infekts durch nachstehende Maßnahmen unterstützt werden:
- Nasenspülung: Reinigen Sie Ihre Nasenpassage mehrfach am Tag mit einer temperierten physiologischen Salzlösung.
- Inhalation: Führen Sie Dampfinhalationen mit einer Wasserschüssel oder einem dafür vorgesehenen Inhalator durch.
- Hydration: Achten Sie auf eine reichliche Flüssigkeitszufuhr, idealerweise mindestens zwei (2) Liter pro Tag.
- Luftfeuchtigkeit: Sorgen Sie für eine angemessene Luftfeuchtigkeit in Ihren Wohn- und Arbeitsräumen.
Generell ist ein robustes Immunsystem hilfreich, um Erkältungskrankheiten und somit auch einer Nasennebenhöhlenentzündung entgegenzuwirken. Ihre körpereigenen Abwehrkräfte können Sie insbesondere durch folgende Punkte stärken:
- Regelmäßige Bewegung: Verbringen Sie viel Zeit im Freien, selbst bei widrigen Witterungsverhältnissen.
- Vitaminreiche Kost: Konsumieren Sie reichlich Gemüse und genügend Obst.
Falls Sie feststellen, dass ein Druckgefühl in der Stirn oder im Bereich der Wangen selbst nach einer längeren Genesungsphase infolge einer Erkältung persistiert, ist ein Arztbesuch ratsam.
Chronische Rhinosinusitis: Krankheitsverlauf und Aussichten
Während der Verlauf einer akuten Rhinosinusitis in der Regel unkompliziert ist, gestaltet sich eine chronische Nasennebenhöhlenentzündung als persistent und langwierig. Hierfür sind Geduld Ihrerseits sowie die konsequente Einhaltung unserer therapeutischen Anweisungen über einen längeren Zeitraum unerlässlich. Auch nach einem chirurgischen Eingriff sind Rezidive (Rückfälle) möglich, welche zumeist in episodischen Schüben in Erscheinung treten. Patienten sind lebenslang angehalten, auf eine adäquate Befeuchtung ihrer Nasenschleimhäute zu achten.
Bleibt eine chronische Rhinosinusitis unbehandelt, sind potenziell gefährliche Komplikationen zu befürchten: Expandiert die Entzündung weiter, so kann eine Frontalsinusitis (Stirnhöhlenentzündung) zu einem „Durchbruch' führen, was sich durch eine Rötung der Stirnhaut und eine Schwellung des oberen Augenlids äußert. Als Konsequenz kann auch eine Meningitis (Hirnhautentzündung) entstehen. Eine Sinusitis maxillaris (Kieferhöhlenentzündung) vermag sich in die Orbita (Augenhöhle) auszubreiten, wodurch Sehstörungen und eine limitierte Okulomotorik (eingeschränkte Augenbeweglichkeit) induziert werden können. In gravierenden Verläufen sind sogar zerebrale Anfälle (Krampfanfälle) und Paresen (Lähmungen) isolierter Nerven nicht auszuschließen. Daher ist es von entscheidender Bedeutung, derartige Beschwerden frühzeitig von uns abklären zu lassen.
Therapie der Nasennebenhöhlenentzündung
Eine akute Rhinosinusitis regrediert (klingt ab) üblicherweise innerhalb von sieben bis vierzehn Tagen spontan. Nasenspülungen, dekongestive Nasensprays (abschwellend wirkende), Mukolytika (Schleimlöser) und körperliche Ruhe tragen zur Linderung der Symptome bei. Die Therapie einer chronischen Rhinosinusitis richtet sich nach der zugrundeliegenden Ätiologie (Ursache). Wird eine Allergie als Verursacher identifiziert, führt eine entsprechende Behandlung mittels Antiallergika und eines kortikosteroidhaltigen Nasensprays häufig zu einer deutlichen Symptombesserung. Nicht selten haben sich in den verschlossenen Nebenhöhlen im Rahmen einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung auch bakterielle Superinfektionen entwickelt. Deren effektive Behandlung ist mittels Antibiotika möglich. Regelmäßig durchgeführte Nasenspülungen und kortikosteroidhaltige Nasensprays können den Genesungsprozess fördern. Oftmals werden zusätzlich oral einzunehmende Kortikosteroide (Tabletten) verabreicht. Sollte eine medikamentöse Therapie mit Antibiotika und Kortison keine adäquate Wirkung entfalten, kann mitunter ein operativer Eingriff indiziert sein. Indikatoren für eine unzureichende bisherige Behandlung sind beispielsweise persistierendes Epistaxis (Nasenbluten), visuelle Störungen oder dauerhaft intensive Kopf- und Gesichtsschmerzen.