Sparkasse Burgenlandkreis Sparbuch
Die Etablierung der Stadtsparkasse in Naumburg
Vor exakt 2 Jahrhunderten rief die Stadt Naumburg (Saale) eine Sparkasse ins Leben. Hierbei handelte es sich nicht lediglich um die erste Gründung im Wirkungsbereich der Sparkasse Burgenlandkreis, sondern sogar um die allererste kommunale Sparkasse im jetzigen Sachsen-Anhalt. In Halle (Saale) existierte bereits seit 1819 eine Sparkasse in Vereinsform. In Naumburg gewährleistete die Kasse der Kämmerei die Sicherheit der hinterlegten Gelder. Dies ist in der Satzung vom 1. November 1822 festgehalten. Als Geschäftsstelle fungierte anfänglich die Kämmerei im Rathaus. Die Vermögenswerte der Sparkasse wurden dort separat verwahrt. Der Kämmerer Johann Samuel Thränhardt agierte als Rendant. Die Kassenführung sowie die Rechnungslegung wurden für die Sparkasse kostenfrei durchgeführt. Geöffnet war vorerst immer mittwochs und samstags von 10:00 Uhr bis 12:00 Uhr.
Die Statuten sahen vor, dass allen Einwohnern der Stadt die Möglichkeit gewährt wurde, ihre geringen Ersparnisse sicher und gewinnbringend anzulegen, um sich auf diese Weise finanzielle Mittel für Notlagen, Ziele im Leben oder das Rentenalter anzusparen. Die Mindesteinlage betrug einen halben Taler. Bis zu 100 Taler konnten auf einmal eingezahlt werden. Die Sparzinsen waren differenziert. Je umfangreicher das Guthaben ausfiel, desto geringer war der Zinssatz. Dass es dem Magistrat unter Bürgermeister Johann Franz Rasch vorrangig darum ging, besonders einkommensschwache Bürger zum Sparen anzuregen, verdeutlichte er wiederholt in der Presse. So forderte er beispielsweise am 28. Mai 1823 Dienstherren, Arbeitgeber und Handwerksmeister auf, ihre Angestellten, Arbeiter, Gesellen und Gehilfen über die Vorzüge der Sparkasse zu informieren. Ebenso wurden sie in der öffentlichen Bekanntmachung zum ersten Jahresabschluss vom 1. Februar 1824 dazu angehalten, ihre Beschäftigten zum Ansparen zu bewegen, wodurch der eigentliche Zweck der Gründung mehr und mehr in Erfüllung ging.
Die erste geschäftliche Übersicht zum 15. Januar 1824 verzeichnete insgesamt 117 Sparbücher. Die Kundschaft hatte im Jahr 1823 zwischen einem und 1.150 Taler einbezahlt. Faktisch fehlte es, wie vom Magistrat bereits thematisiert, an Konten mit kleineren Beträgen. Die Guthaben beliefen sich insgesamt inklusive der Zinserträge auf exakt 6.199 Taler, 10 Silbergroschen sowie 8 3/4 Pfennige. Diese wurden auf unterschiedliche Art und Weise erwirtschaftet. Ein Zusammenschluss wohlhabender und angesehener Bürger hatte sich satzungsgemäß dazu verpflichtet, bei der Sparkasse eingehende Gelder kurzfristig zu übernehmen und hierfür Zinsen zu entrichten. Umfangreichere Beträge, die längerfristig angelegt werden konnten, investierte das Institut in sichere Staats-, Provinzial- und Kommunalpapiere oder vergab sie gegen hypothekarische Absicherung an Privatpersonen.
Es war ferner geregelt, dass nach Abzug sämtlicher Ausgaben verbleibende Überschüsse in einem Reservefonds zur Absicherung potenzieller Verluste angesammelt wurden. Nach einstimmigem Beschluss des Magistrats, der Stadtverordnetenversammlung und der Sparkassenverwaltung durfte aus diesem Fonds Geld für karitative und gemeinnützige Anliegen der Stadt Naumburg entnommen werden. Als erste Zuwendung ist im Jahr 1834 ein Zuschuss in Höhe von 415 Talern, 26 Silbergroschen und 3 Pfennigen für die Othmarsschule dokumentiert. Im Jahr 1860 wurde die alte Sparkasse letztendlich aufgelöst. Es verblieben 3.036 Taler und 15 Silbergroschen im Fonds, die man unter anderem für den Neubau eines Turmes der Moritzkirche mitfinanzieren wollte. Eine neue Sparkasse, auf welche auch Guthaben der im Jahr 1823 gegründeten übertragen wurden, bestand bereits seit dem 1. August 1839. Sie handelte in Übereinstimmung mit den Richtlinien des preußischen Sparkassenrahmengesetzes vom 12. Dezember 1838. Für sie übernahm die gesamte Kommune die Haftung und nicht mehr nur die Kämmerei.