Definition der depressiven Phase
Depression
Depressionen lassen sich oft wirksam durch Psychotherapie, physikalische Maßnahmen und medikamentöse Behandlung (Antidepressiva) behandeln. Häufig wird eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung eingesetzt.
Bei einer leichten depressiven Episode empfiehlt sich zunächst eine abwartende Begleitung beziehungsweise eine niederschwellige Intervention. Eine erneute Überprüfung der Symptomatik nach zwei Wochen ist sinnvoll. Bestehen oder verschlechtern sich die Symptome, muss eine Psychotherapie oder Pharmakotherapie eingeleitet werden. Mittlere depressive Episoden werden in der Regel unmittelbar entweder medikamentös oder psychotherapeutisch behandelt. Eine schwere depressive Episode erfordert in der Regel eine Kombination aus medikamentöser und psychotherapeutischer Behandlung.&91;2&93;
Psychotherapie
Verschiedene psychotherapeutische Verfahren kommen bei der Behandlung von Depressionen zum Einsatz.
Besonders häufig, zumindest bei psychologischen Psychotherapeuten, wird heutzutage die kognitive Verhaltenstherapie angewandt. Ziel ist es, die depressionsauslösenden Denkmuster zu erkennen und schrittweise zu verändern. Bedeutende Vorreiter dieser Therapieansätze waren Albert Ellis und Aaron T. Beck. Zusätzlich hat sich in klinischen Studien die interpersonelle Therapie nach Weissman/Klerman als wirkungsvoll erwiesen. Aus wissenschaftlicher Sicht, d.h. empirisch betrachtet, gelten diese beiden Therapieformen gegenwärtig als wirksamsten nicht-pharmakologischen Depressionsbehandlungen.
Tiefenpsychologische und analytisch ausgerichtete Verfahren adressieren oft bereits in der Kindheit entstandene psychische Probleme und daraus resultierende Einstellungen.
Gruppentherapeutische Verfahren zielen auf die Überwindung von Rückzugsneigungen, die Verbesserung von Interaktionsmöglichkeiten und die Stärkung der Fähigkeit, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Rollenspiele (z.B. Psychodrama) können u.a. helfen, den oft eingeengten und festgefahrenen Blickwinkel zu überwinden.
Pharmakotherapie
Die medikamentöse Behandlung von Depressionen hat in den letzten Jahren Fortschritte gemacht. Neuere Antidepressiva (z.B. Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, Fluoxetin) zeigen oft weniger Nebenwirkungen als ältere Medikamente, wirken aber erst nach einigen Wochen.
Zu den Antidepressiva gehören u.a.:
- Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI), z.B. Citalopram, Sertralin, Fluoxetin, Escitalopram
- Trizyklische Antidepressiva (TZA), z.B. Amitriptylin, Doxepin, Imipramin, Clomipramin
- Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSA), z.B. Mirtazapin
- Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), z.B. Venlafaxin, Duloxetin
- Noradrenalin-Dopamin-Wiederaufnahmehemmer (NDRI), z.B. Bupropion
- Melatoninagonisten, z.B. Agomelatin
- Monoaminooxidase-Hemmer (MAO-Hemmer), z.B. Moclobemid
- Lithium, insbesondere bei manisch-depressiven Störungen und zur Verstärkung der Wirkung anderer Antidepressiva
- Esketamin (intravenös oder als Nasenspray)
- Johanniskraut wird oft bei leichten bis mittelschweren Fällen eingesetzt, die Wirksamkeit ist aber umstritten.
Insbesondere bei einigen älteren Medikamenten kann es vorkommen, dass der Antrieb zunächst gesteigert wird, die stimmungsaufhellende Wirkung jedoch erst später eintritt. Dies kann die Gefahr von Suizidalität erhöhen, daher ist unter Umständen eine zeitweise Überwachung oder die gleichzeitige Einnahme dämpfender Medikamente notwendig.
Um Nebenwirkungen zu reduzieren, werden die meisten älteren Medikamente (Trizyklika) schrittweise verabreicht. Bei neueren Serotonin-Wiederaufnahmehemmern ist dies in der Regel nicht erforderlich.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten geboten, die in malariagefährdete Gebiete reisen, da Antimalariamittel (Schizontozide) depressive Symptome verstärken können.
Medikamentöse Therapie bei Depression in der Palliativmedizin
| Gruppe | Arzneimittel | Applikation | Einzeldosis (mg) | Tagesmaximaldosis (mg) |
|---|---|---|---|---|
| SSRI | Citalopram | p.o., i.v. | 10-20 | 40 |
| Sertralin | p.o. | 50 | 200 | |
| NaSSA | Mirtazapin | p.o. | 15 | 45 |
| TZA | Amitriptylin | p.o. | 25-50 | 150 (stationär bis 300) |
| SSNRI | Duloxetin | p.o. | 60 | 120 |
| Venlafaxin | p.o. | 37,5-75 | 375 |
nach Schwartz et al. (2023)&91;8&93;
Hinweis: Die angegebenen Dosierungen können Fehler enthalten. Entscheidend ist die Dosierungsempfehlung des Herstellers.
Lichttherapie
Die Lichttherapie hat sich bei saisonalen Depressionen bewährt. Mehrere Stunden unter einer Kunstlichtquelle, die Sonnenlicht simuliert (weißes fluoreszierendes Vollspektrumlicht ohne UV-Anteil), können während der Wintermonate die depressiven Symptome reduzieren. Lichttherapie kann auch bei leicht bis mittelschweren Depressionen eingesetzt werden. Die Stärke der Lichtquelle ist entscheidend. Normale Glühbirnen mit einer Helligkeit von etwa 300-500 Lux sind ungeeignet. Besonders zu Beginn der Therapie sind Lichtquellen mit bis zu 10.000 Lux erforderlich.
Experimentelle Methoden
Besonders bei schweren und therapieresistenten Depressionen kommen zunehmend nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden zum Einsatz. Die Wirkungsweise dieser Verfahren ist oft noch nicht klar.
Die Elektrokrampftherapie ist ein häufig angewandtes Verfahren. Die Verbesserung der Stimmung nach einem epileptischen Anfall bei Patienten mit Depression war eine der frühen Entdeckungen.
Aktuell in Studien geprüft wird die Vagusnerv-Stimulation, bei der ein Herzschrittmacherähnliches Gerät im Abstand von Minuten kleine elektrische Impulse an den Vagusnerv sendet. Dieses Verfahren, das vor allem bei Epilepsie-Patienten angewendet wird, scheint bei etwa 30 - 40% der therapieresistenten Patienten erfolgreich zu sein.
Auch die transkranielle Magnetstimulation (TMS) wird getestet, bei der das Gehirn durch ein Magnetfeld stimuliert wird. Die Teilnehmerzahlen in den Studien sind jedoch noch begrenzt, so dass keine endgültigen Aussagen getroffen werden können. Ein vielversprechender Ansatz bei therapieresistenten Depressionen ist die Tiefenhirnstimulation, bei der Elektroden in die Amygdala und das Corpus striatum implantiert werden.&91;9&93;
Ernährung
Einige Studien deuten darauf hin, dass eine ausgewogene, kohlenhydratreiche Ernährung mit viel Fisch Depressionen lindern kann. Allerdings wird die Wirkung der Nahrung auf das Gehirn im Fall schwerer Depressionen als zu gering erachtet.
Die „antidepressive' Ernährung sollte reich an Obst, Gemüse und Olivenöl, jedoch arm an Käse, Fleisch und Nüssen sein. Protein sollte hauptsächlich aus Fisch stammen. Eine kohlenhydratreiche Ernährung fördert die Tryptophanproduktion im Körper, aus dem im Gehirn der Botenstoff Serotonin gebildet wird. Serotonin ist wichtig für die Stressbewältigung und vermittelt Glücksgefühle. Depressionen werden oft mit einem Serotoninmangel im Gehirn in Verbindung gebracht.
Nicht nur Kohlenhydrate, sondern auch Fischöl und die darin enthaltenen Omega-3-Fettsäuren sollen einen positiven Einfluss haben. In Ländern wie Japan oder Taiwan, wo Fisch traditionell ein wichtiger Bestandteil der Ernährung ist, gibt es signifikant weniger Depressionen und Selbstmorde im Vergleich zu Deutschland.
Der genaue Wirkungsmechanismus der Omega-3-Fettsäuren ist noch nicht geklärt, eine Interaktion zwischen Fettsäure und Serotonin wird jedoch vermutet: Serotoninmangel scheint oft mit einem Omega-3-Mangel einherzugehen und die Zufuhr der Fettsäure könnte zum Anstieg des Serotoninspiegels beitragen.
Weitere Hilfsmittel
Als antidepressiv wirksam können auch folgende Maßnahmen angesehen werden:
siehe auch: Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie, Neurologie